Geliebte – eine Grauzone aus Leidensdruck und Realitätsverweigerung – Thomas Lojek über psychologisch manipulative Aspekte in der Eigenwahrnehmung einer Frau in der Situation “Geliebte”
Eine Geliebte bewegt sich psychologisch in einer äußerst seltsamen Grauzone: Obwohl sie nicht bewusst leiden will und sich ein Ende ihres Schattendaseins wünscht, leidet sie bereitwillig mehr als jede andere Frau und verweigert sich dadurch einer konstruktiven und bewussten Veränderung ihrer Situation.
Eine Geliebte ist sich sehr wohl bewusst, dass sie keinen offiziellen Status im Leben eines Mannes hat und deswegen auch keinen offiziellen Anspruch auf diesen Mann geltend machen kann – aber sie tut in der Regel auch nichts offen und gezielt dagegen. Das moralische und soziale Dilemma einer Frau in dieser Position – und Frauen sind ausgesprochen gut darin, sich in moralischen und sozialen Widersprüchen zu verrennen – hält sie zurück, Ansprüche und Forderungen geltend zu machen. Lieber verliert sich eine Geliebte in gerade zu absurde Taktiken den Mann immer wieder psychologisch zu verteidigen und sein Zögern eine Entscheidung zu treffen immer wieder neu zu entschuldigen, als dass sie zur nahe liegenden Lösung greift: Eine Entscheidung von ihm einfordern.
Eine Frau, die als Geliebte lebt, baut eine Art Schutzschirm um ihre Wahrnehmung herum auf: Sie verteidigt ihren eigenen Kummer durch die mangelnde Anerkennung in der Position als Geliebte irgendwann als einen geradezu notwendigen Teil der „großen Liebe“ und der „großen Gefühle“ zwischen ihr und dem Mann. Die Illusion, dass dieser Leidensdruck und der Kummer, den eine Geliebte erlebt, ein notwendiger Teil ihrer „Liebe“ ist, wird dadurch irgendwann eine Art Selbstläufer in ihrer Wahrnehmung von sich selbst und der Situation – der Kummer wird ein Teil ihrer Identität.
Deswegen sind Geliebte auch immer auf eine gewisse Art und Weise „bekümmert“ – fühlen sich aber ausgeliefert und passiv dazu gezwungen nichts gegen ihre Situation tun zu können. Also ersetzt eine Geliebte irgendwann den Eindruck „Kummer“ in ihrer inneren Bewertung der Situation durch die Einbildung „große Liebe“ – und schon dreht sich ein Rad, dass eine Geliebte über Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte in eine Situation halten kann, unter der sie leidet, aber von der sie auch nicht lassen kann.
Die Existenz „Geliebte“ ist ein einseitiges Arrangement auf einem sozialen Abstellgleis ohne Anerkennung, Status und besonderer Rolle. Umso dringender braucht eine Geliebte die Illusion, für den Mann, der sich nicht für sie entscheidet, etwas Besonderes zu sein. Weil sie es in der Realität nicht ist. Um dieser schmerzlichen Einsicht zu entgehen, malt ihr Inneres ein umso dringlicheres Bild von „besonders“, „große Liebe“, „so intensiv“.
Und selbst wenn die Geliebte diesen Eindruck mit einem fortlaufenden Eindruck von Kummer und Leidensdruck nähren muss – sie tut es. Ab einen gewissen Punkt ist ihr das egal und von da an funktioniert der Kummer und der Stress durch die Position als Geliebte fast wie eine Droge – je stärker der Leidensdruck, desto fataler will die Geliebte nicht davon ablassen.
Thomas Lojek, Autor von “Wahre Liebe statt Geliebte sein – Auswege aus schwierigen Affären und der Gefahr eine Geliebte auf Dauer zu werden”
Weitere Informationen: Wahre Liebe statt Geliebte sein
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